Hafenpost

Gemeinsame Ziele
#Nachhaltigkeit hafen+|  6 Min.

Gemeinsame Ziele

Hans-Peter Zint, Geschäftsführer Cuxport GmbH, skizziert die Bausteine einer nachhaltigen Geschäftsbeziehung im Hafen

Wenn Hans-Peter Zint aus seinem Fenster im Betriebsgebäude der Cuxport GmbH schaut, dann hat er die Elbmündung fest im Blick. Er sieht die Schiffe, die in den Hafen von Cuxhaven einfahren und festmachen. Cuxport ist hier unser größter Terminaldienstleister, der mit seinem Umschlagsgeschäft zum regen Hafenbetrieb beiträgt.

Hans-Peter Zint ist seit 15 Jahren Geschäftsführer der Cuxport und hat einige entscheidende Entwicklungsschritte in dieser Zeit im Cuxhavener Hafen mitgetragen. Durch den  neuen Liegeplatz 4, der 2018 in Betrieb gegangen ist, hat Cuxport seine Umschlagskapazität um rund 30 % erhöhen können. Anlass genug, mit dem Geschäftsführer über seine Planungshorizonte für eine erfolgreiche und nachhaltige Geschäftsentwicklung zu sprechen.

 

Herr Zint, welche Faktoren sind Ihnen wichtig für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung?

Ich persönlich zähle auf ein gleichberechtigtes, partnerschaftliches Verhältnis: Offenheit, Verlässlichkeit, ein gutes Miteinander und das Verfolgen eines gemeinsamen Zieles – das alles sind für mich Bausteine einer erfolgreichen Geschäftsbeziehung. Mir sind Werte wie Berechenbarkeit und Verlässlichkeit wichtig. Ich mag es nicht, wenn irgendwo „hidden agendas“ verfolgt werden.

 

Stichwort Verlässlichkeit: Mit welcher zeitlichen Perspektive planen Sie die Zukunft?

Hafengeschäft ist per se langfristig. Die Nutzungsverträge für unsere Flächen, die wir mit NPorts schließen, laufen über 30 Jahre und länger. Wenn Sie also für einen Vertrag eine Investition tätigen müssen, dann machen Sie das nur, wenn Sie diese wiederum durch eine langfristige Laufzeit mit dem Kunden absichern können. Langfristigkeit ist immanent in unserem Geschäft: Seeschifffahrt – und damit Hafenumschlag – gab es schon immer und wird es immer geben.

 

Und was ist mit kurzfristigen Herausforderungen, wie z. B. dem Brexit?

Gerade weil wir als Hafendienstleister langfristig denken, bin ich der Überzeugung, dass sich die Wellen des Brexits in drei Jahren gelegt haben. Es wird vor allem Änderungen bei den Zollformalitäten und den Meldepflichten geben. Darauf haben wir uns seit 2016 vorbereitet: mit Mitarbeiterschulungen, neuen IT-Programmen und intensiven Kundengesprächen. Da wir hier in großer Abhängigkeit vom englischen Markt stehen, werden wir sicherlich Volumenschwankungen zu spüren bekommen. Unser Standort bietet aber auch große logistische Vorteile. Wir haben daher die Hoffnung, dass das, was verloren geht, durch neue Kunden, die ihre Lieferkette neu gestalten, aufgefangen wird. Erste Aufträge sind bereits geschlossen.

 

Welche nachhaltigen Veränderungen bei den Kundenerwartungen gibt es?

Wir merken, dass die großen Unternehmen verstärkt fordern, dass der Umweltgedanke in Produktion und Lieferkette irgendwie eingebracht wird. Ansonsten sehe ich keine großen Veränderungen. Kundenerwartungen wandeln sich nicht täglich. Sollte sich was ändern, haben wir die Aufgabe, darauf flexibel zu reagieren.

 

Was halten Sie von dem Perspektivpapier für den Cuxhavener Hafen, das NPorts kürzlich vorgelegt hat?

Es ist eine Kernaufgabe von NPorts, sich Gedanken zu machen, in welche Richtung die Häfen weiterentwickelt werden können. Wir waren eingeladen, unsere Sichtweisen einzubringen. Unser Punkt ist, dass es faire Wettbewerbsrichtlinien gibt, z. B. bei der Flächenvergabe. Und dass das Nebeneinander der Umschlagsflächen gut läuft: Sie können schlecht staubiges Schüttgut neben neuen Autos platzieren. Das sind eher technische Fragen. Zur Nachhaltigkeit unseres Geschäfts gehört auch, dass im Gesamtumfeld keine neuen einschränkenden Bedingungen generiert werden, die unser Bestandsgeschäft gefährden. Daher fanden wir den Abstimmungsprozess wichtig und auch richtig, dass wir die Zukunft als gemeinschaftlichen Prozess angehen. Unser Interesse ist doch, dass wir stark am Standort sind und alles daransetzen, dass das auch so bleibt. Wenn sich neue Chancen ergeben, wollen wir diese selbstverständlich nutzen und hier am Standort abbilden. Deshalb finde ich es gut, dass z. B. der Planfeststellungsbeschluss für die neuen Liegeplätze 5 bis 7 jetzt vorliegt und wir die Möglichkeit haben, zeitnah auf Marktanforderungen zu reagieren.

 

 

Welche Wachstumsperspektiven sehen Sie?

Das ist keine einfache Frage. Das stürmische Wachstum im Transportbereich, wie es lange Jahre eine feste Größe war, ist vorbei. Die Diskussionen über Globalisierungseffekte, die dazu führen, die Produktion wieder hierher zu verlegen, die Einpreisung von Umweltbelastungen als externe Kosten in die Transporte, der sukzessive Wegfall von komparativen Lohnvorteilen in Asien und auch die Endlichkeit von Preisvorteilen durch Technologiesprünge in der Logistik – die Wachstumsfantasien müssen da deutlich kleiner werden. Für jede Ausweitung brauchen Sie immer auch ein belastbares Geschäft.

 

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Wachstum?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich Berechenbarkeit, Verlässlichkeit, Belastbarkeit. Das gilt für unsere langjährigen Mitarbeiterbeziehungen, auf die wir sehr stolz sind, ebenso wie für unsere Kundenbeziehungen. Das wiederum hängt mit dem Standort zusammen. Wenn es ein guter Standort ist, ist Cuxhaven für uns auch ein nachhaltiger Standort. Grundsätzlich ist nachhaltiges Wachstum eines, das neutral im Ressourcenverbrauch ist. Das wiederum ist eine komplizierte und komplexe Aufgabe, die vielen Interessen und Anspruchsgruppen
gerecht werden muss.

 

Wie wichtig ist Ihnen das Nachhaltigkeitsengagement von NPorts in diesem Zusammenhang?

Prinzipiell wichtig! LNG-Betankung, Landstromanschlüsse, LED-Beleuchtung, das ist schon alles gut und zeigt auch seine Wirkung. Aber wenn es die Kunden betrifft, muss es mit Fingerspitzengefühl umgesetzt werden. Da müssen wir aufpassen, dass es nicht irgendwie halber Kram wird. Andererseits empfinde ich den Erwartungsdruck, dass eine Neuerung nun hoffentlich die schnelle und alles regelnde Lösung wird, auch immer sehr hoch – wie z.B. beim Wasserstoff. Cuxhaven ist Modellregion für den Einsatz von Wasserstoff aus Offshore-Energie. Cuxport beteiligt sich hier, weil auch wir darin die Zukunft sehen. Ich habe am Terminal um die 15 große Umschlaggeräte mit konventionellem Verbrennermotor im Einsatz. Da haben wir natürlich auch ein großes Eigeninteresse, die Forschung zu unterstützen, um eines Tages über Wasserstoffenergie den Antrieb anders und nachhaltig besser zu machen. Aber das wird dauern.

 

Herr Zint, eine Frage zum Abschluss: Wie halten Sie es selbst mit der Nachhaltigkeit?

Wie viele andere auch lebe ich den Spagat zwischen Anspruch und Realität. Ich bin weit davon entfernt, mein Verhalten anderen predigen zu wollen. Ich finde es gleichwohl wichtig, dass die Diskussion über Wachstum und Wohlstand anwächst. Da frage ich mich, ob es Wohlstand immer nur orientiert am Bruttoinlandsprodukt gibt oder ob nicht auch andere Faktoren betrachtet werden müssen wie sicherer Arbeitsplatz, Teilhabe an Kultur, sicheres soziales Umfeld. Nachhaltigkeit will ja, dass wir die Ressourcen bewahren. Da schaue ich nicht nur auf die ökologischen, sondern auch auf die humanen Ressourcen.

 

 

Unser Plus für mehr Nachhaltigkeit

 409         von: Gastbeitrag

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