Hafenpost
Von Binnen nach Buten
Umwelt, Wasser, Infrastruktur: Mit Forschungsdrang ins Hafenwasser eintauchen
An der Kesselschleuse in Emden, rund 1 km vor der Einfahrt zum Emder Binnenhafen, trifft sich Janis Habdank mit zwei Interessenvertretern im INTERREG-Projekt NON-STOP.
Das einzigartige Bauwerk verbindet vier Wasserwege. Für Janis Habdank ist das Verbindende der Kesselschleuse ein perfektes Symbol für sein Forschungsprojekt NON-STOP, bei dem es um spannende Synergieeffekte geht.
Janis Habdank ist seit Ende 2019 bei NPorts, um als Projektmanager das Emder Pilotprojekt voranzutreiben. Ausgangssituation ist, dass wir als Hafeninfrastrukturbetreiber in unseren Häfen die benötigten Gewässertiefen sicherstellen müssen, damit die Häfen schiffbar bleiben. Die dafür notwendigen Baggermaßnahmen sind mit hohen Kosten und Energieverbräuchen verbunden. „Das NON-STOP-Projekt hat deshalb zum Ziel, ein smartes Sediment- und Wassermanagementkonzept für den Emder Hafen zu entwickeln”, erzählt Janis Habdank. „Es soll helfen, durch eine bessere Koordination der Akteure und Anlagen in und um den Hafen sowie den Einsatz digitaler Technologien das Baggeraufkommen zu reduzieren. Und es soll dabei unterstützen, den langfristigen Zugang zum Hafen sicherzustellen.”
Denn einerseits gelangt durch Schleusungen und Pumpen immer wieder sedimenthaltiges Seewasser in den Hafen. Andererseits benötigt das Binnenland neue Strategien für zunehmend wetterbedingtes Hochwasser. „Der Klimawandel bringt immer mehr Starkregenereignisse mit sich, die auf die Gebiete im Hinterland von Emden runterprasseln. Daher wird in der Studie u. a. auch die Möglichkeit untersucht, den Frischwasserzufluss aus dem Hinterland in den Hafen gezielt zu nutzen, um den Einsatz des Hafenpumpwerks zu verringern und den Eintrag von sedimenthaltigem Emswasser zu reduzieren”, erklärt Janis Habdank. „Eine unserer Fragen im Projekt ist, ob das Binnenhochwassermanagement durch eine vermehrte Wasseraufnahme in den Emder Binnenhafen unterstützt werden kann und welchen Nutzen wir als Hafengesellschaft daraus erzielen.“
Dazu muss man wissen, dass über die Ems viel schlickhaltiges Wasser in den Emder Hafen gelangt. Das führt dazu, dass sich großflächig sog. Fluid Mud (Flüssigschlick) im Binnenhafen ansammelt. Um nicht permanent ausbaggern zu müssen, wenden wir seit Jahren im Emder Hafen erfolgreich das Rezirkulationsverfahren an, mit dem Fluid Mud in der Schwebe gehalten wird, anstatt abzusinken und sich am Boden zu verfestigen.
Rezirkulierungsverfahren
Die Funktionsfähigkeit dieses wichtigen Prinzips darf durch eine verstärkte Zuwässerung in den Binnenhafen nicht gestört werden. „Die Einleitung von mehr Süßwasser in unseren überwiegend brackwasserhaltigen Binnenhafen könnte das mikrobiologische Klima für die Bakterien beeinflussen. Welche das sein können, wollen wir in Laborsituationen simulieren und erforschen.“
Für das Zusammenspiel von Wasserzufluss, Mikrobiologie und Fluid Mud sollen an verschiedenen Messpunkten im Hafen sensorbasierte Daten erzeugt werden, sodass sich auf einem Dashboard ein Gesamtbild ergibt und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können. „Die langfristigen Datenerfassungen ermöglichen uns Erkenntnisse über die potenziellen Auswirkungen der Binnenentwässerung auf Bakterientätigkeit und Fluid Mud. So können wir bei Bedarf eingreifen und gemeinsam nachhaltige Entscheidungen im Wassermanagement treffen.“
Das NON-STOP-Projekt ist für den Umwelt- und Wassermanager gleich aus verschiedenen Perspektiven nachhaltig: „Vordergründig geht es um die Frage, wie wir natürliche Prozesse besser nutzen können, um den Hafenbetrieb zu erhalten und auch die Region zu entlasten. “Wenn wir die Umwelt besser verstehen, können wir ihr auch helfen, mit Veränderungen umzugehen.“
Der enge Austausch mit den regionalen Verbänden fördert Verständnis und Zusammenarbeit. Auf europäischer Ebene im INTERREG-Verbund sieht Janis Habdank entscheidende Vorteile durch die Bündelung von Ressourcen: „Voneinander lernen, gemeinsam vorankommen: Im Sektor der Digitalisierung realisieren wir immer besser, welche Potenziale hier schlummern. Daher ist es sehr wertvoll, zu kooperieren.“
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