Häfen gestalten Transformation

Oldenburg |

Bei den Themen Energiewende und Digitalisierung leisten die Häfen von Niedersachsen Ports ihren Beitrag. Der Strukturwandel wird durch Innovationen, Investitionen und Instandhaltung gestützt.

In den letzten Jahren hat die Hafengesellschaft Niedersachsen Ports die Strategie der vorausschauenden Investitionen und insbesondere der Instandhaltung der bestehenden Hafenanlagen verfolgt. Im Jahr 2022 werden 21,7 Millionen Euro in den Neubau von Hafenanlagen investiert. Mit weiteren 45 Millionen Euro wird die bereits bestehende Infrastruktur instand gehalten. „Durch unsere nachhaltige Hafenentwicklung der letzten Jahre haben unsere Seehäfen an der Nordseeküste sofort die besten Voraussetzungen, um den Strukturwandel mitzugestalten“, betont Holger Banik Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG. 

Häfen nehmen bei der Energiewende eine wichtige Rolle ein, denn sie sind seit jeher bedeutende Umschlagplätze für Komponenten zur Energieerzeugung. Ein Ziel der Energiewende ist, fossile Energieträger zunehmend durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Für die Seehäfen in Niedersachsen sind die Handlungsfelder bestimmt durch den Import von Energie, durch die Optimierung des Verbrauchs, durch die Unterstützung des Ausbaus von erneuerbaren Energien und durch die Energieproduktion im Hafen.
Wie die Infrastrukturgesellschaft für Seehäfen in Niedersachsen die Voraussetzungen für Transformationsprozesse schafft, zeigt ein Überblick über die wichtigsten Projekte in den NPorts-Häfen:

 

Brake

Für den Hafen Brake wird in diesem Jahr ein Perspektivpapier erarbeitet. Analysen und Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung, zu den Verkehren und zur Situation im Wettbewerb werden erstellt. Zudem werden die Ergebnisse mit der Hafenwirtschaft, der Kommune und dem Land Niedersachsen abgestimmt. Auf dieser aktualisierten Betrachtung können die Konzepte für die künftige Hafeninfrastruktur sowie für die Hinterlandanbindung durch die Hafenbahn aufgebaut werden. „Der Seehafen Brake hat heute schon im Wettbewerb eindeutige Stärken. Er ist vielseitig, flexibel und zudem einer unserer stärksten Hafenbahnhäfen. Bei der strategischen Ausrichtung werden wir weiterhin auf diese Fähigkeiten setzen“, so Banik weiter.

Die Bedeutung der Hafenbahn Brake ist groß: Rund 50 bis 60 Prozent der Gütertransporte erfolgen auf dem Schienenweg. Damit der Hafen über diesen Verkehrsträger erreichbar ist und um einen störungsfreien Hafenbahnbetrieb sicherzustellen, werden in diesem Jahr für rund 2,5 Millionen Euro insgesamt Schotter und Schwellen auf rund 2.000 m Gleislänge ausgetauscht und Gleise von rund 1.320 m komplett erneuert, zudem zwölf Weichen ausgetauscht.

Voraussetzung für eine weiterhin zukunftsfähige Entwicklung des Hafens ist die Fahrinnenanpassung der Weser. Sie ist notwendig, weil die durchschnittliche Tonnage der Brake anlaufenden Schiffe seit vielen Jahren kontinuierlich zunimmt. Immer mehr Schiffe mit größerem Tiefgang laufen Brake an. „Das bietet zugleich eine Chance, die Schiene und die Binnenschifffahrt verstärkt für die Hinterlandanbindung zu nutzen. Das spart am Ende C02 in hohem Maße“, erklärt Banik.

Wasserseitig gehen gleichzeitig und im laufenden Betrieb die Arbeiten für die Instandsetzung des ersten Großschiffliegeplatzes an der Südpier und im nördlichen Bereich des Hafens an einer Verladeanlage, die durch die Havarie der MS Mount Hope stark beschädigt worden war, weiter. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 geplant.

 

Cuxhaven

Offshore-Windenergieprojekte sind auf leistungsstarke Hafenstandorte angewiesen. Seit dem Ausbau des Seehafenstandorts Cuxhaven zum Deutschen Offshore-Industrie-Zentrum nimmt der niedersächsische Elbehafen auch eine führende Rolle für das Handling von Offshore-Komponenten ein. „Wir haben in Deutschland neue Ausbauziele auf See. Dafür werden Kapazitäten benötigt. In Cuxhaven sind hierfür die planerischen Voraussetzungen geschaffen worden“, erklärt Banik.

Auf dem Gelände der Niederlassung Cuxhaven ist mit dem Abriss der alten Werkstatthalle und den Tiefgründungsarbeiten die Fläche für den Neubau einer Werkstatt vorbereitet. „Transformation fängt im eigenen Unternehmen an“, kommentiert Banik diese Investition in bessere Arbeits- und Betriebsabläufe. Für die Beschäftigten des Technischen Service von NPorts in Cuxhaven heißt das künftig: kurze Wege. Denn Magazin, Elektrowerkstatt, Schlosserei und Bauhof werden gemeinsam unter einem Dach sein, das zudem eine Photovoltaikanlage zur Eigenversorgung mit Strom erhält.

 

Stade

Ein weiterer Elbehafen in der Verantwortung von Niedersachsen Ports, Niederlassung Cuxhaven, ist Stade. Für einen neuen Anleger für verflüssigte Gase hat die Hafengesellschaft die Unterlagen für ein Planfeststellungsverfahren erarbeitet. Sie werden voraussichtlich in diesem Jahr bei der Genehmigungsbehörde eingereicht. 

 

Emden

Besonders intensiv wird derzeit die Planung für die Große Seeschleuse in Emden durchgeführt. Hintergrund ist, dass das über 110 Jahre alte Hafenbauwerk bei laufendem Betrieb saniert werden muss. Sperrzeiten für den Zugang für Seeschiffe zum Binnenhafen müssen so weit wie möglich reduziert werden. „Technische Lösungen werden Schritt für Schritt mit neuen Ideen und viel Erfahrung entwickelt. Die Sorgfalt, die wir jetzt in die Planung stecken, kommt am Ende einem bestmöglichen Bauablauf zugute“, erklärt Banik. Diesen vorausgesetzt, kann nach mindestens siebenjähriger Sanierungszeit die Große Seeschleuse weitere 35 Jahre ihren Dienst erfüllen.

Mehrere Millionen Euro kostet die Unterhaltungsbaggerung im Hafen Emden pro Jahr. Durch das eingesetzte Rezirkulationsverfahren gelingt es, das Unterhaltungsgebiet im Binnenhafen schiffbar und die Liegeplätze auf der erforderlichen Tiefe zu halten. Bei der Methode wird der sogenannte Fluid Mud passiv mit Sauerstoff versorgt, wodurch natürliche Prozesse angeregt werden. So wird das Sediment in der Schwebe gehalten und ein Absetzen verzögert. Das in der Form behandelte Material kann von Schiffen durchfahren werden. 

Ergänzend zum bewährten Rezirkulationsverfahren wurde das Forschungsprojekt AMISIA (Advanced Port Maintenance: Intelligent, Sustainable, Innovative and Automated Dredging) aufgelegt. Es hat zum Ziel, die Unterhaltung der Wassertiefen noch umweltfreundlicher und produktiver zu gestalten. „Wir wollen mit digitalen Anwendungen und automatisierten Systemen hin zu einer verbesserten ökologischen Unterhaltung, die zugleich wirtschaftlicher sein kann“, beschreibt Banik den Lösungsansatz. Zusammen mit den Verbundpartnern DLR e.V. und MAREVAL AG wird ein Entwurf für ein Baggerschiff in Kombination mit einem Baggereinsatzkonzept entwickelt. 

Das Volumen des Forschungsprojektes „AMISIA“ beläuft sich auf 3,23 Millionen Euro und wird zu 78 Prozent vom BMVI über das IHATEC-Förderprogramm unterstützt. Die Laufzeit soll drei Jahre betragen.

 

Norden/Inselversorgung

Die von Niedersachsen Ports betreuten Inselversorgungshäfen erleben in verschiedener Hinsicht einen Wandel. Zum einen muss die Hafeninfrastruktur neben dem Fähr- und Versorgungsverkehr auf weitere Schiffsformen wie Wassertaxis und Wasserbusse eingehen. Darüber hinaus spielen in den vorwiegend touristisch geprägten Häfen die Maßnahmen zur Energiewende eine Rolle. Reedereien stellen ihre Schiffsantriebe zunehmend auf alternative Antriebsformen um. „Die Infrastruktur im Hafen muss auf diese Veränderung Antworten bieten. Wir richten Wasser- und Landflächen auf den neuen Bedarf aus, immer unter der Maxime, dass der sichere Zugang zum Hafen und die Versorgung der Inseln gewährleistet werden muss“, betont Banik.

In den nächsten Jahren wird sich durch eine veränderte Auslastung das Bild der Inselversorgungshäfen ändern. Verlegeschiffe für die Netzanbindungsprojekte auf See, Offshore-Versorgungsschiffe, Baustellenfahrzeuge und Inselversorger werden in den Monaten von April bis September vorrangig die Liegeplätze in den Häfen Norderney und Norddeich nutzen. Das stellt an das Liegeplatz-Management neue Anforderungen.

„Hafenbau an der Nordsee-Küste ist auch immer ein Wettrennen mit der Zeit“, leitet Banik seinen Bericht zum Fähranleger 1 im Hafen Norderney ein. Sofern das Wetter mitspielt, kann die Südmole in diesem Jahr saniert und umgebaut werden. Dazu werden die in die Jahre gekommenen Spundwände erneuert sowie das Fährbecken auf rund 20 Meter verbreitert. „Allerdings dort, wo wir Einfluss auf Entwicklungen haben, nutzen wir ihn“, so Banik weiter und bezieht sich auf eine erste Stahlbestellung, die frühzeitig in Auftrag gegeben wurde, so dass das Material pünktlich zum Baubeginn geliefert wird. Nach Fertigstellung sollen beide Fähranleger im Hafen Norderney wieder für den Personen- und Frachtverkehr voll zur Verfügung stehen. Das neue Bauwerk wird eine für Wartungszwecke befahrbare Betonplatte erhalten und so gestaltet werden, dass sie wieder für öffentlichen Fußgängerverkehr zugänglich ist.  
 

Wilhelmshaven

Von allen Seehäfen an den deutschen Küsten wird der Strukturwandel in Wilhelmshaven am deutlichsten sichtbar. Seit Jahrzehnten ist der Standort bereits eine Energiedrehscheibe, geprägt durch den Umschlag von fossilen Energieträgen wie Kohle und Öl. „Wilhelmshaven hat mit der Energiewende die Chance, sich als ein führender Standort in Deutschland für neue Energien zu positionieren“, erklärt Hafenchef Banik. Der Hafenstandort Wilhelmshaven ist mit seinen vorhandenen Infrastrukturen in der Lage, alle zukünftigen Schiffe abzufertigen. Importierte grüne Energieträger in flüssiger oder gasförmiger Form können von dort über Netze und Speicher zur Verfügung gestellt werden. 

Dazu wurde im letzten Herbst die Sanierung der Niedersachsenbrücke abgeschlossen. 680 Gründungspfähle haben innerhalb von fünf Jahren eine neue Schutzbeschichtung erhalten. Zusätzlich wurde der Beton an manchen Bauteilen saniert. Mit dem neuen Korrosionsschutz ist die Brücke vor Umwelteinflüssen geschützt, was zu einer längeren Lebensdauer und höherer Funktionsfähigkeit beiträgt.

Voraussichtlich 2023 wird die Sanierung der Umschlaganlage Voslapper Groden (UVG) abgeschlossen sein. Der Anleger ist etwa 2,1 Kilometer lang und besteht aus einer 1,3 Kilometer langen Transportbrücke sowie einer etwa 800 Meter langen Anlegebrücke. Die Anlage wird von der chemischen Industrie zum Umschlag von Grundstoffen und Zwischenprodukten genutzt. „Häfen zu entwickeln bedeutet stets, heute schon vorausschauende Entscheidungen zu treffen, um im richtigen Moment vorbereitet zu sein“, so Banik weiter.

Ihr Kontakt zur Presseabteilung

Dörte Schmitz, Leitung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Dörte Schmitz

Leitung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
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Zentrale Oldenburg

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