Hafenbereiche müssen für Verkehre optimal ausgeleuchtet sein. Der Umschlag von Waren sowie Passagierbewegungen werden dadurch möglich und sicher. Zugleich liegen insbesondere die Küstenhäfen entlang der europäischen Nordseeregion in einem schützenswerten Gebiet, dem Wattenmeer. Auf der einen Seite können Lichtimmissionen einen störenden Einfluss auf die Lebenswelten von Tieren haben. Auf der anderen Seite benötigen Menschen Licht. Digitale Lösungen helfen dabei, Licht so zu steuern, dass ein sicherer Hafenbetrieb gewährleistet ist und die Auswirkungen auf das Wattenmeer reduziert werden.
Länderübergreifende Zusammenarbeit
Zu diesen Themen kamen am Montag Vertreterinnen und Vertreter von Umweltverbänden, Wattenmeer-Organisationen, Hafengesellschaften und der Praxis zu einem Wissens- und Erfahrungsaustausch in Norddeich zusammen. Unterschiedliche Lösungen und aktuelle Forschungsstände werden diskutiert. Das Ziel ist eine smarte und am Bedarf orientierte Lichtsteuerung - anders formuliert: Die Dunkelheit soll überwacht und verbessert werden. Das trägt dazu bei, neben dem Energieverbrauch auch die Lichtmengen zum Schutz von Pflanzen, Vögeln und Insekten zu reduzieren. Das internationale Arbeitstreffen ist eine Folge der Wadden Seaports Konferenz vom 28. November 2022, die im Rahmen der 14. Trilateralen Regierungskonferenz zum Schutze des Wattenmeeres in Wilhelmshaven stattgefunden hat.
„Wir sind froh, dass wir den Dialog nach so kurzer Zeit intensivieren können. Wir stellen fest, dass unsere Interessen nicht gegeneinander stehen, sondern wir besser sind, wenn wir zusammen denken“, erklärt Dr. Matthäus Wuczkowski, Manager Nachhaltigkeit und Innovation bei Niedersachsen Ports.
Erkenntnisse aus der Forschung
Für die wissenschaftliche Faktengrundlage sorgt ein internationales Forschungsprojekt, an dem die Universität Oldenburg beteiligt ist. Reynier Peletier (University of Groningen), Marine Perrin (BUND) und Prof. Dr. Björn Poppe (Universität Oldenburg) stellen Zwischenergebnisse von Messung der Lichtverschmutzung an der Nordseeküste vor. Gemeinsam mit Partnern aus den Niederlanden und Dänemark wollen die Forschenden ein länderübergreifendes Stationsnetz aufbauen, um die Helligkeit des Himmels zu messen und zu überwachen.
Erfahrungen aus der Praxis
Praxisbeispiele aus dem Hafenalltag präsentieren Maraike Pommer und Olaf Weddermann von der Reederei AG Norden-Frisia sowie Thole Saathoff und Katrin Büscher von Niedersachsen Ports. Beide Projekte stützen sich auf intelligente Systeme, d.h. durch eine Software gestützte Steuerung der Beleuchtung. Ziel ist, sie zum richtigen Zeitpunkt und nur in dem Maße zur Verfügung zu stellen, wie sie gebraucht wird. „Einige Inselverbindungen sind tideabhängig, d.h. die Fähren fahren zu unterschiedlichen Zeiten, je nach natürlich wechselndem Hochwasserstand auch in den Abendstunden. Im Hafen gibt es dann besondere Anforderungen an die Beleuchtung, die eingehalten werden müssen. Den Rest der Zeit kann das Licht auf die Mindestanforderungen runtergedimmt oder ausgestellt werden“, erklärt Katrin Büscher, Projektleiterin bei Niedersachsen Ports in Norden. Davon profitieren Hafenbetreiber, Anwohner sowie der Lebensraum Wattenmeer. (Siehe Pressemitteilung NPorts „Norderney in neuem Licht“ )
Der erste offiziell registrierte Dark-Sky-Park in der Wattenmeer-Region liegt im Nationalpark Lauwersmeer in der Region Municipality of Het Hogeland. Mit dem Titel Dark Sky Park ist dieser Nationalpark einer der dunkelsten Orte auf der Erde. An manchen Tagen ist im Lauwersmeer-Gebiet sogar das Polarlicht zu sehen. Weltweit gibt es insgesamt nur 41 Dark Sky Parks, welche auf diese Weise die Lichtverschmutzung reduzieren.
Diese Idee muss wachsen, findet Reynier Peletier. Es müssen Netzwerke erweitert werden, um Nachhaltigkeit und die Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung voranzutreiben. Dafür stellt er Richtlinien und Erfolgsmodelle in Bezug auf die Dunkelheit des Port of Lauwersoog vor.
Von der Gegenwart in die Zukunft werden die Teilnehmenden von Jan Schuhbauer gebracht, der weitere Steuerungsmöglichkeiten und zukünftige Entwicklungen für Beleuchtungssysteme der Signify GmbH skizziert. Das Unternehmen setzt dabei auf schonende Lichtfarben, die Tiere am wenigsten stören, insbesondere Außenbeleuchtungen mit möglichst wenigen Blauanteilen. Zudem kann die Form der Lampe dafür sorgen, dass das Licht zielgerichtet eingesetzt wird. Die Steuerung von Beleuchtung mithilfe intelligenter Softwaresysteme, zum Beispiel ergänzt durch Hardware wie Bewegungssensoren, ist auch bei ihm ein Thema.
Abschließend lädt Niedersachsen Ports zum Nachtspaziergang durch den Hafen Norddeich ein. Hier werden die verschiedenen Beleuchtungstechniken vorgestellt. In den Häfen Norderney, Baltrum, Langeoog und Bensersiel ist die Beleuchtung von NPorts bereits mit modernen und intelligenten LED-Systemen umgerüstet worden. „Damit können wir den Energieverbrauch von 18 Vierpersonenhaushalten einsparen“, so Thole Saathoff, Teamleiter Elektro bei NPorts.
Niedersachsen Ports plant gemeinsam mit den internationalen Partnern und dem Nationalpark Wattenmeer die Beleuchtung im Osthafen Norddeich besonders umweltfreundlich zu gestalten. 2023 wird der Norddeicher Westhafen umgerüstet, der Osthafens wird in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern im nächsten Jahr umgesetzt. Bereits jetzt ermöglicht NPorts im Hafenbereich Messungen durch die Projektpartner, um einen Vergleich „vorher-nachher“ zu ermöglichen. „Durch Veranstaltungen wie die heutige werden die Interessen weiter aufeinander abgestimmt, so dass bestimmt schon in diesem Jahr der Norddeicher Westhafen profitieren wird“, so Büscher weiter.
Fotos: NPorts/N. Buczior.