Nach der Eröffnung des ersten deutschen LNG-Terminals am 17. Dezember 2022 in Wilhelmshaven folgt nun der erste Rammschlag für den Bau des nächsten Flüssiggas-Anlegers in Niedersachsen. Für Niedersachsen Ports ist es mit bis zu 300 Millionen Euro Investitionssumme das größte Bauprojekt seit Bestehen der Hafengesellschaft. Eine Inbetriebnahme des Anlegers für verflüssigte Gase für eine schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) ist im Winter 2023/24 geplant. Diese FSRU soll so lange in Stade in Betrieb sein, bis das landseitige LNG-Terminal 2026/2027 seine Arbeit aufnimmt.
„Nach Wilhelmshaven werden wir Niedersachsen auch in Stade liefern. Wir brauchen diese Terminals, um die Versorgungssicherheit der deutschen Wirtschaft und genauso der Haushalte zu gewährleisten“; sagte Niederachsen Wirtschafts- und Hafenminister Olaf Lies am Rande der Veranstaltung. „Denn wir haben Glück, dass wir dieses Jahr einen besonders milden Winter erleben. Sich darauf aber auch im kommenden Winter zu verlassen, wäre eine fahrlässige Wette gegen unseren Industriestandort. Um hier sicher und gut aufgestellt zu sein, brauchen wir dringend auch diese zusätzliche Importkapazität. Parallel schaffen wir hier auch die Voraussetzung für den Import grüner Gase. So kann diese Infrastruktur zum Sprungbrett für die Energiewende werden.“
„Niedersachsens zweites LNG-Terminal in Stade wird ab dem kommenden Winter dazu beitragen, die Energieversorgung in Deutschland auch ohne russisches Gas sicherzustellen. Daher ist es gut, dass Anleger und Regasifizierung schnell realisiert werden“, sagte Umwelt- und Energieminister Christian Meyer. „Der Hafenausbau ist aber auch eine Investition in die Zukunft, denn hier können später über das landseitige Terminal auch regenerativ erzeugte, also grüne Gase angelandet werden – ein wichtiger Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende. Denn wir müssen raus aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.“
Zukünftig sollen pro Jahr ca. 50 LNG-Tanker über das FSRU abgefertigt werden. Insgesamt wird das schwimmende Terminal jährlich 5 Milliarden Kubikmeter Erdgas umschlagen. Das entspricht jeweils 6 Prozent des deutschen Gasverbrauchs. Sobald das landseitige Terminal von der Hanseatic Energy Hub (HEH) fertiggestellt ist, erhöht sich dieser Wert auf 13 Milliarden Kubikmeter pro Jahr.
Vorbereitungen für Stade im Eiltempo
„Im Verhältnis zur Höhe des Investitionsvolumens sowie der Größe der Baumaßnahme hat das Projekt AVG-Anleger in Stade zugleich eine sehr kurze Bauzeit. Das gelingt nur mit einer außergewöhnlichen Motivation und Leistungsbereitschaft bei allen Beteiligten. Dafür sagen wir heute schon einmal Danke“, erklärt Holger Banik, Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG. Durch die Verhandlungen zur umfangreichen Finanzierung, das aufwändige Genehmigungs-und Vergabeverfahren sowie dem frühzeitigen Baubeginn wurde ein Vielfaches mehr an Arbeit geleistet, so Banik weiter.
Anders als in Wilhelmshaven, wo ein Anleger an der vorhandenen Brücke der Umschlaganlage Voslapper Groden ergänzt wurde, wird der neue Importanleger für verflüssigte Gase (AVG) in Stade-Bützfleth südlich des Nordhafens von Grund auf neu gebaut. Am 16.09.22 wurde die Zulassung zum vorzeitigen Baubeginn durch den NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) erteilt. Der Auftrag für die Hauptmaßnahme erfolgte im Oktober 2022. Die Arbeitsgemeinschaft „Neubau Anleger für verflüssigte Gase“, bestehend aus den Firmen Depenbrock Ingenieurbau die Nordsee Nassbagger und Tiefbau GmbH (Bremen) und die Tiefbau GmbH Unterweser (Oldenburg), mit der Ausführung des Hauptauftrags beauftragt. Zudem wurde Mitte Oktober durch die Firma Bodo Freimuth mit den vorbereitenden Maßnahmen begonnen. Dazu gehören die Einrichtung der Baustelle, eine Deichüberfahrt sowie die Verbreiterung der Zufahrtsstraße herzustellen.
Fakten zum Bauvorhaben
- Einrichtung der Baustelle auf 4 Hektar
- Abstand zur Fahrrinne ca. 160 Meter, die Anpassung der Fahrrinne wurde berücksichtigt
- Ausbaggern der Zufahrt und Liegewanne bis auf eine Tiefe von ca. NN – 16,40 Meter
- Aus-, Um- oder Neubau von ca. 1,5 Kilometer Straße zum Hafen
- Erhöhung des Deiches auf 9,80 Meter,
- 1.000.000 Kubikmeter Kleiboden werden entnommen und in einem nachhaltigen Verfahren an Land eingelagert, später für den Deichbau eingesetzt