Hafenpost
Ich bin doch nicht aus Zucker
Ganz überraschend kam für Jennifer Dittrich die Diagnose Diabetes.
Eigentlich erzählen wir in der Hafenpost vom Arbeitsalltag unserer Kolleg*innen in den verschiedenen NPorts-Hafenstandorten. Der heutige Blog ist sehr persönlich, es geht um Krankheit. Im Speziellen: Diabetes. Davon berichtet uns Jennifer Dittrich. Sie ist 38 Jahre alt, arbeitet in unserer Niederlassung Cuxhaven in der Abteilung Immobilien und ist Mitglied unseres BGM*-Teams.
Unverhofft kommt oft
Es war eine Routine-Untersuchung bei ihrem Hausarzt: Ihr Blutbild wurde kontrolliert. „Hier ist alles im grünen Bereich“, befand er zufrieden. „Doch dann schaute er auf die Rückseite des vor ihm liegenden Testergebnisses und begann die Stirn zu runzeln,“ erinnert sich Jennifer. „Er fragte mich, ob ich vor der Blutabnahme etwas gegessen hatte, was ich natürlich verneinte. Meine Blutzuckerwerte waren wohl sehr hoch, dafür, dass ich auf nüchternen Magen getestet wurde.“
Am nächsten Tag wurde nochmal Blut abgenommen – Jennifer war immer noch ganz unbeschwert. Doch dann kam die Info vom Arzt: „Er war sehr besorgt um mich, was ich von ihm gar nicht kenne. Ich wurde am nächsten Morgen sofort ins Krankenhaus geschickt, da meine Werte immer noch viel zu hoch waren.“ Nun wurde auch Jennifer unruhiger. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich ins Krankenhaus muss. Zumal ich ja keine Beschwerden hatte.“
Nach einigen Tagen und Untersuchungen war die Diagnose klar: Diabetes Typ 2. Ein Schock für Jennifer. „Das kam für mich komplett aus dem Nichts. Ja, ich war oft müde. Das habe ich aber immer auf Stress geschoben. Ja, ich habe in den letzten Jahren auch an Gewicht zugenommen. Mit Diabetes habe ich überhaupt nicht gerechnet. Mir ging es doch soweit gut.“ Und die Diagnose war erst der Anfang. Ab dann musste sie viel ändern.
180-Grad-Wende
„Der Beginn war wirklich hart. Es stand nicht gut um mich. Ich musste viele Tabletten nehmen und Spritzen. Das ging auch nicht ohne Nebenwirkungen. Außerdem musste ich meine Ernährung komplett umstellen. Aber für mich war vom ersten Tag an klar: Ich werde etwas dagegen tun. Ich bin noch jung. Ich kann das alles noch zum Guten wenden.“
Gesagt getan. Wenn andere Kuchen essen, hält sie sich tapfer zurück. Aber es sind nicht nur die offensichtlichen Zuckersünden, die schlecht sind. „Selbst auf Joghurt verzichte ich und esse meine Haferflocken morgens mit Quark. Der hat viel weniger Milchzucker.“ Und es hat sich bereits gelohnt: Seit ihrer Diagnose Anfang des Jahres hat sie 20 (!) Kilogramm abgenommen. Spritzen muss sie sich inzwischen auch nicht mehr und nur noch zwei Tabletten stehen auf ihrem „Speiseplan“. „Außerdem wurde mir von meiner Diabetologischen Praxis eine Schulung angeboten, in der ich erfahren habe, dass ich eine sehr gute Chance auf Heilung habe und wieder ganz gesund werden kann. Das freut mich natürlich sehr und spornt mich an, weiter zu machen.“
Tipps
Jennifer hat viele Tipps für Betroffene: „Das Offensichtliche: bewusst bewegen, weniger Süßes, Ernährung umstellen. Aber auch regelmäßig essen und nicht ständig Kleinigkeiten zwischendurch snacken ist wichtig. Am besten macht man sich einen Tagesplan mit regulären Essenspausen, dann bleibt auch der Heißhunger aus.“
Was ihr aber am meisten geholfen hat, ist der offene Umgang mit Ihrer Krankheit. „Privat wissen es sowieso alle. Aber auch hier im Büro habe ich von Anfang an alle informiert. Mein gesamtes Team und alle, mit denen ich viel zu tun habe, sogar unser Niederlassungsleiter, wissen davon. Alle haben Verständnis und sind hilfsbereit. Das weiß ich sehr zu schätzen und bin unheimlich dankbar dafür. Ich muss nichts verstecken und kann mich darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden. Selbst wenn ich das Stückchen Geburtstagskuchen ablehne, ist niemand „beleidigt“. Im Gegenteil, mir wurde als Ersatz sogar schon ein Apfel oder eine Quarkspeise zum Feiern mitgebracht.“
Zum Schluss gibt’s noch einen Appell an uns alle: „Lasst euch testen. Ein Blutbild ist schnell gemacht und selbst wenn es euch gut geht, kann schon etwas im Argen liegen. Fragt aktiv nach euren Werten. Auch in guten Arztpraxen kann mal was unter gehen oder übersehen werden. Daher ist es wichtig, dass ihr fragt. Es gilt: Der Glucose-Wert, also der Nüchternzucker, liegt bei gesunden Menschen zwischen 65 und 100 mg / dl. Der HbA1c-Wert, das ist der errechnete Langzeitzucker, darf zwischen 4.8 und 6.0 % liegen**. Das sollte man regelmäßig beim Arzt überprüfen lassen. Auch wenn man kein Diabetes hat.“
Wir sind doch alle krank
„Warum greift ihr dieses Thema in der Hafenpost auf?“, könntet ihr fragen. „Das hat doch nichts mit NPorts zu tun.“ Wir sagen: Hat es doch. In den Köpfen vieler von uns herrscht das Verständnis ‚Wer sich nicht krank meldet, ist gesund‘. Das stimmt sehr oft nicht. Es gibt viele chronische Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes. Viele unserer Kolleg*innen haben mit diesen zu kämpfen. Es gibt fast niemanden, der kerngesund ist. Daher freuen wir uns sehr über die Offenheit von Jennifer. Sie spricht über ihre Krankheit und bietet NPorts-intern Betroffenen Informationen und Austausch zu diesem Thema.
Vielen Dank, liebe Jennifer, dass du so offen mit deiner Krankheit umgehst und dich für das Thema engagierst. Wir wünschen dir alles Gute und dass du es schaffst wieder ganz gesund zu werden.
Informationen zum Thema Diabetes gibt’s im Übrigen bei der Deutschen Gesellschaft für Diabetes (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
*BGM- Betriebliches Gesundheitsmanagement
**Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinie „Therapie des Typ-2-Diabetes“ (03/2021)
Kommentare
Meike Grüber
"Toller Artikel, vielen Dank dafür. Superinteressant und anspornend geschrieben. Auch finde ich beeindruckend zu lesen, was man erreichen kann, wenn man sich mit sich selbst auseinandersetzt und Dinge in seinem Leben verändert. Ich drücke Jennifer die Daumen, dass es für Sie so gut weitergeht."