Baurat Zander

Wer war Baurat Zander?

Nach dem Abitur absolvierte Karl O.R.W. Zander eine Ausbildung im Wasserbaufach in Berlin, trat anschließend in den Staatsdienst ein und erhielt nach ersten praktischen Einsätzen 1895 seine Ernennung zum Regierungs-Baumeister im Wasserbaufach. 1895 bis 1903 wirkte er beim Hafenbauamt Swinemünde sowie bei der Regierung in Stettin und wurde hier mit der Leitung mehrerer Hafenbauten betraut.

1903 bis 1906 war Karl Zander als Hilfsarbeiter im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin tätig. 1906 bis 1915 arbeitete er im Vorstand des Wasserbauamtes in Emden sowie 1916 bis 1918 bei der Regierung in Schleswig und erwarb sich bedeutende Verdienste beim Ausbau verschiedener Seehäfen, insbesondere des Emdener Hafens. 1904 avancierte Zander zum Wasserbauinspektor, 1912 zum Regierungs- und Baurat sowie 1918 zum Oberregierungs- und Baurat. 1918 bis 1922 fungierte er als Leiter der Kanalbaudirektion in Hannover. Nach seiner Ernennung zum Strombaudirektor wechselte Zander nach Magdeburg und übernahm 1922 die Direktion der dort ansässigen preußischen Elbstrombauverwaltung.

1933 trat er in den Ruhestand und siedelte nach Hannover über, wo er noch bis 1937 als Honorarprofessor an der Technischen Hochschule tätig war. Zanders Magdeburger Wirken in der Zeit der Weimarer Republik war mit der Planung und Realisierung bedeutender wasserbaulicher Projekte verbunden, die im Zusammenhang mit dem Ausbau des Elbehafens in Magdeburg zum Zentralknotenpunkt des deutschen Wasserstraßennetzes standen. Unter seiner Leitung begann 1926 der Bau des Schlußstücks des Mittellandkanals von Peine bis Burg sowie die Vorarbeiten zum Bau des sogenannten Südflügels des Mittellandkanals, der den Elster-Saale- Kanal und die Saale-Kanalisation umfasste.

Die preußische Elbstrombaudirektion hatte unter Zander maßgeblichen Anteil an der Erschließung des Elbindustriegeländes Magdeburg-Rothensee und damit an der wirtschaftlichen Stärkung Magdeburgs als Industriezentrum auf der Basis der Elbschifffahrt. Zum einen durch vorbereitende Arbeiten zum Bau eines neuen Magdeburger Kanalhafens am Elbeabstiegskanal (sog. Mittellandkanalhafen) sowie durch Umbauarbeiten am bestehenden Industriehafen (Lösung der hafentechnischen Fragen). 
Zum anderen durch die Aufschließung einer neuen Großindustrie-Siedlung in Magdeburg-Rothensee, die eine Ansiedlung von wirtschaftlich modernsten Großbetrieben wie der Großgaserei Mitteldeutschlands AG, der Bergwerksgesellschaft Georg von Giesche’s Erben (Zinkhütte) und der Mitteldeutschen Kraftwerk Magdeburg Aktiengesellschaft (Mikramag) ermöglichte.

Zudem zeichnete Zander für umfangreiche Planungen zur effektiven Niedrigwasserregulierung der Stromelbe (Überarbeitung des Reichsgesetzes von 1911) und damit verbundener Verbesserungen der Tiefenverhältnisse der an der Stromelbe gelegenen Umschlagstellen sowie für vorbeugende Maßnahmen im Hochwasser- und Eisschutz verantwortlich. 1924 wurde dem erfahrenen Wasserbauingenieur in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um den deutschen Seebau durch die Technische Hochschule Hannover der Titel eines Dr.-Ing. ehrenhalber verliehen.

Guido Heinrich