Er hatte vor 50 Jahren schon die wesentlichen Merkmale, die ein Seehafenstandort braucht: Auf der einen Seite des Deiches Wassertiefen für Großschiffe und auf der Landseite ausreichend Flächen für die Ansiedlung von Großindustrien. Heute ist der Seehafen Stade im nördlichen Niedersachsen gewachsen und wirtschaftlich in den Elbe-Weser-Raum sowie die Metropolregion Hamburg eingebunden. Gemessen am Umschlag ist er stets unter den Top 3 Hafenstandorten in Niedersachsen. Insgesamt sind im Hafenareal etwa 2.700 Menschen tätig.
„Ich gratuliere Niedersachsen Ports und dem Seehafen Stade nicht nur zum 50-jährigen Bestehen, sondern vielmehr zu einer hervorragenden Entwicklung und zu guten Zukunftschancen. Mit einem jährlichen Umschlagsvolumen von knapp sieben Millionen Tonnen ist Stade ein herausragender Standort in der niedersächsischen Hafengruppe. Besondere Kompetenz und Erfahrung im Bereich von Gefahrgütern und der Abfertigung von Chemikalien und Baustoffen zeichnen den Standort aus. Und: Der Hafen ist eng in die regionale Industriestruktur integriert, was ihn zum hervorragenden Standort für ein LNG-Terminal macht – und damit zum Tor für die deutsche Energieversorgung. Für die Zukunft gilt es, die erfolgreiche Entwicklung durch strategische Entscheidungen und Investitionen weiterzuführen. Eine überaus wichtige Maßnahme ist hierbei die Norderweiterung. Diese sieht ein 24 Hektar großes Multifunktionsterminal mit Gleisanschluss vor, was nicht nur direkt am Standort helfen wird: Auch hafennahe Gewerbe- und Industrieflächen gewinnen damit erheblich an Bedeutung. Das ist zukunftsorientierte Wirtschaftsförderung,“ erklärt Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung.
50 Jahre kontinuierliche Hafenentwicklung
Die geplante Ansiedlung der DOW Chemical GmbH und der Aluminium Oxid Stade GmbH 1969 gaben den Impuls, den Hafen durch das Niedersächsische Hafenamt Cuxhaven zu entwerfen. Im März 1973 konnte nach dreijähriger Bauzeit das erste Schiff gelöscht werden, 143 Millionen Deutsche Mark hat das Projekt gekostet. Noch heute wird der überwiegende Teil des Umschlags durch die direkt vor Ort ansässigen Unternehmen hervorgerufen. In den letzten Jahren ist der See- und Binnenumschlag stetig auf rund 6-7 Millionen Tonnen gestiegen.
Gestiegen sind über die Jahre die Anforderungen an leistungsfähige Hafeninfrastruktur. So wurde für den Umschlag des Chemieunternehmens DOW Deutschland 1985 ein zweiter Löschkopf gebaut und 1999 für die Abfertigung größerer Schiffe (200 x 33 Meter) weiter ausgebaut.
Für das Werk Aluminium Oxid Stade wurden die Nutzungsmöglichkeiten der Innenseite des Nordpiers verbessert, sodass der Export mit Seeschiffen hier im größeren Stil möglich ist.
Mit der Kaianlage am Ufer des Nordhafens, dem Nordwest-Kai, wurde 1997 die Entwicklung vom reinen Industriehafen zum öffentlichen Seehafen Stade eingeleitet. 2008 ist die Infrastruktur zur Erweiterung des Nordwest-Kais gebaut worden. Die Firma Buss Terminal Stade GmbH & Co. KG hat sie 2012 in Betrieb genommen.
„Der Seehafen Stade hat immer auf neue Herausforderungen reagiert und ist sich zugleich in seiner Funktion treu geblieben“, fasst Marcus Schlichting die Entwicklung zusammen. Er ist Vorsitzender der Seehafen Stade e.V. sowie Geschäftsführer des Stader Seehafendienstleisters Elbclearing GmbH & Co. KG. „Mit dem in Bau befindlichen AVG – Anleger für verflüssigte Gase- wird die 50-jährige Expertise im Umschlag von flüssigen und gasförmigen Produkten hier in Stade in den Dienst der Energiewende gestellt“, so Schlichting weiter.
Vergangenheit und Zukunft
Die Hafenplaner haben die Anlagen Ende der 60er Jahre so geplant, dass sie angepasst und erweitert werden können. In einem Fachartikel beschreiben sie 1973 in den Schlussbemerkungen die Anzeichen für neue Wünsche nach zusätzlichen Liegeplatz- und Umschlagmöglichkeiten. „Mit dieser weitsichtigen Planung lagen sie für die vergangenen 50 Jahre richtig. Das nehmen wir uns als Beispiel und entwickeln den Hafen für eine sichere Zukunft weiter“, erklärt Knut Kokkelink, Niederlassungsleiter bei der Hafengesellschaft Niedersachsen Ports. Zurzeit laufen die Arbeiten zur Errichtung des Anlegers für verflüssigte Gase. Dort wird bis Ende des Jahres ein Hafen für die Aufnahme einer FSRU betriebsbereit hergestellt, die Fertigstellung des Hafens erfolgt im Jahr 2024. Zudem ist im Nordhafen durch eine Machbarkeitsstudie geprüft worden, dass eine Erweiterung mit drei Liegeplätzen und 24 Hektar Flächen möglich ist.